Ein Zeltbau im Innenhof der Kongresshalle - für die Oper und die freie Szene

Julia Kempkens Ideen zur Nutzung der Kongresshalle

Pressemitteilung vom 20.1.2022

Bild-Collage von Oliver Tissot
Bild-Collage von Oliver Tissot

Für den Übergangs-Standort der Nürnberger Oper schlägt Theaterleiterin Julia Kempken eine Zelt-Lösung vor. Etwas vergleichbares wurde in München während dem Umbau des Deutschen Theaters bereits erfolgreich praktiziert.

 

Ab 2025 soll die Nürnberger Oper ihr Übergangsquartier in der Kongresshalle am Dutzendteich beziehen. Doch wie genau die Freifläche dort zum Kulturort werden soll ist noch ungewiss.

 

Die Idee, einen Zeltbau im Innenhof der Kongresshalle zu platzieren, hatte Julia Kempken, Gründerin und Leiterin des Theaters rote Bühne, bereits vor vier Jahren mit vielen Nürnberger Stadträt*innen - und im Rahmen der Kulturhauptstadt Bewerbung auch mit Prof. Joachim Wagner - diskutiert.

 

Damals ging es darum, dort eine Spielstätte für das „Theater rote Bühne“ und weitere Protagonist*innen der freien Szene zu etablieren: „Denn ein Theater muss nicht immer ein eckiger Kasten mit einer Bühne an einem Ende sein“, meint Kempken. Sie hat sich intensiv mit der Kultur des frühen 20. Jahrhunderts und dem Bruch nach 1933 beschäftigt: „Damals gab es viele fantasievolle Arten von Varietés, neue Kunstformen entstanden, wie der moderne Ausdruckstanz, die Jazzmusik, das politische Kabarett. Und eben auch ‘Spiegelzelte' – prachtvoll ausgestattete Zeltkonstruktionen, die Bühne, Tanzfläche und Zuschauerbereich elegant miteinander verbanden. Es waren Orte der Kultur, aber auch für heiße Flirts, da die Spiegel unauffälligen Blickkontakt ermöglichten“, erzählt Kempken. Dass dieses Format auch heute noch funktioniert, zeigen Spiegelzelte wie die „Bar jeder Vernunft“ oder das „Tipi am Kanzleramt“ in Berlin.

 

Im Innenhof eines Nazi-Bauwerks bekäme ein solches Zelt aber noch eine zusätzliche mahnende Note: „Es symbolisiert die Freiheit der wilden 20er und den Aufbruch in die Moderne“, so Kempken. „Aber im Hintergrund würden die Besucher*innen bereits die Schatten des Nationalsozialismus sehen. Ein spannender Kontrast, der auch durch entsprechende Bühnenproduktionen didaktisch oder dramaturgisch genutzt werden könnte, sowie begleitende Ausstellungen und eine intensivierte Zusammenarbeit mit dem Dokuzentrum ermöglichen würde.“

 

Aber nicht nur für die Kleinkunst, sondern auch als temporärer Ausweichspielort für das Nürnberger Opernhaus böte sich ein Zeltbau an, wie es der über 5 Jahre dauernde Umbau des Deutschen Theaters in München bewiesen hat. Dort wurde neben der Allianz-Arena ein großes Zelt mit Foyer aufgebaut und ganzjährig mit aufwendigen Produktionen bespielt. In Nürnberg könnten die erforderlichen Büros, Garderoben- und Probenräume, wie bereits geplant, im Rundbau selbst integriert werden. „Vielleicht wäre dies auch eine wesentlich kostengünstigere Alternative und leicht rückbaubar, sicher eine eingehende Recherche wert“, so Kempken.

 

Der Innenraum der Kongresshalle wäre sogar groß genug für zwei Zelte: Ein großes für die Oper, inklusive Orchester und ein zweites für die Kleinkunst. „Wir haben bereits einige passende Produktionen mit Bezug zur Nürnberger Geschichte im Repertoire, wie „Die Blechtänzerin“, „Verboten Gut“ oder „Eine Reise in Nürnbergs wilde 1920er – das Cabinet des Dr. Schmidt“. Diese Stücke sind aktuell noch am Standort in der Vorderen Cramergasse 11 zu sehen – auf einer ebenfalls sehr stilvollen Kellerbühne.